Gründung der Fachgruppe Ernste Musik des DKV und Jahressitzung 2011 des DKV in München
Wie das KIZ der NMZ über den Deutschen Komponistenverband (DKV) berichtet, ist die Gründung von verschiedensten Fachgruppen nun möglich und wird vom gesamten Vorstand wärmstens empfohlen. Es gab eine gute Mehrheit dafür, nach tw. sehr emotionalen Beiträgen dafür und dagegen, befürchteten manche eine Zersplitterung des DKV, machte erstaunlicherweise fast der gesamte anwesende Vorstand des Composers Club Wind dagegen. Egal, es ist jetzt erstmal durch, lasst uns das Beste daraus machen!
Auf Initiative u.a. von Lothar Voigtländer, Johannes K. Hildebrandt, Eva Sindichakis, Ralf Hoyer trafen sich “Neue Musik”-KollegInnen, E-Musik-Schreiber und zeitgenössische Komponisten mit Interessen auch in Oper, Kammermusik, Elektronik, Chor- und Blas- und sonstwas-Musik, um eine “Fachgruppe Neue Musik” zu gründen. Nun kennen wir das ja schon aus unserem Badblog, den Streit um die Bezeichnung der Musik, die unsereins heute so komponiert, für Konzert, Oper, Radio, Elektronik, Spezial- wie neue und alte Breitenensembles gedacht ist. Es wogte zwischen “E-Musik”, “Neuer Musik” und “Zeitgenössischer Musik” hin und her, ich schlug vor “Fachgruppe ernste, neue und zeitgenössische Musik” oder welchen Namen auch immer man wählt, das Fehlende per Untertitel zu ergänzen. Irgendwann kam die Frage auf, sich wie die ESCA auch in E-, U- und Filmmusikgruppen aufzugliedern, gemäß auch den drei Säulen der GEMA. Das schwirrte auch bei der späteren MV zur Satzungsänderung durch den Saal. So herrschte eine gewisse Verwirrung bzw. nagte ein wenig “neu” und “zeitgenössisch” an den Nerven – so entschied auch ich Elender mich für “Fachgruppe Ernste Musik” zu stimmen. Dies setzte sich am Ende durch!
So sind nun Alle DKV-Mitglieder oder die es werden wollen und können, eingeladen sich an dieser Fachgruppe rege zu beteiligen, wie Erik es ja schon z.B. in Aussicht stellte. Denn wie das Kind nun heisst: es soll eigentl. Alles umfassen, was so zwischen Elektronik, Klassik und “Neuer Musik” rumschwirrt. Lasst Euch vom etwas trockenem Namen nicht abhalten! Sondern wendet Euch an den DKV, am Besten Frau Begemann (begemann@komponistenverband.org), werdet Mitglieder der Fachgruppe und/oder des DKV! Aber warum denn nur, was wirbt der Strauch so schamlos?!?
Nun, sieht man wieder die GEMA-MV, ist die sog. E-Musik wieder nur unterzählig angetreten, wegen Desinteresse, Reisearmut, Frust, Aufträgen, Ego-Abkapselung, etc. Ja, es kann sich mancher kaum leisten, dahin zu fahren, mancher steckt in Arbeit, mancher möchte die dortig engagierten, angeblich nur “gschaftelhubrigen” Kollegen nicht sehen, usf.
Leute! Das hilft uns aber gar nicht weiter!!!!!!!!!
Wir klagen, wie wenig Klassik, Neue Musik heute wahrgenommen wird, wie das Geld verknappt wird, die ganze Leier eben. Dazu tritt, dass sich die populäre Musik besser organsiert – Gott sei Dank auch endlich Töpfe bekommt, Ensembles gefördert werden. Aber wir Komponisten Neuer und klassischer, ernster Musik? Uns sieht man nicht! Auch die “Genialsten” unter uns werden trotz hehrem Feuilleton-Eierschaukeln nicht wahrgenommen, wenn dann als Einzelkämpfer, was auch stimmen mag oder Absicherer der eigenen Pfründe und der der eigenen SchülerInnen. Das gebietet ja fast der immer kleinere Markt schon, war es immer auch bereits Bestandteil des Gebarens in unserer Nische.
Natürlich ist gute Stücke schreiben eine sehr gute Medizin gegen Nichtbeachtung: einerseits lenkt dies vom zu langen Nachdenken über das soziale Verblassen der eigenen Zunft ab, zum Anderen schreibt mancher und manche wohl wirklich die Musik der Zukunft.
Dennoch ist es mehr als Zeit, sich zu positionieren, Lärm zu machen, auf einen ganzen Berufsstand hinzuweisen, ohne den es ja gelinde gesagt keine Musik zum Spielen, Vermitteln, Aufnehmen und Hören gäbe – wir Alle wissen, dass trotz all der Probleme an jedem dieser Wörter ganze Branchen mithängen: Musiker, Manager und PR-Profis, Kulturadministrationen, Stiftungen, Labels, Verlage ja und sogar Zuhörer, Opern- und Konzertbesucher, die doch dann und wann auch ziemlich zahlreich sein können, immer zahlreicher auf alle Fälle sein dürften…
So haben wir als Nahrungsgeber dieser Leute, im Sinne des Produkts “Musik”, was diese weitergeben, die Pflicht, auch mehr auf uns in einer Demokratie auf uns in unserer Gesamtheit hinzuweisen. Da können die alten Hasen und Funktionäre zusammen an den Türen der Politik und Stiftungen rütteln. Da können andere als schlichte Multiplikatoren wirken, da können andere einfach heftig, aber endlich mal anwesend, sich das Maul kritisch zerreissen, da können andere wieder eher künstlerische Aktionen planen und mit den Anderen dann verbreiten und durchführen. Zusammen könnten wir aber mal es so richtig rumpeln lassen, ist es ja höchste Eisenbahn:
1.) Honorare und Fonds dazu initiieren, damit auch kleinere Arbeiten bezahlt werden.
2.) Neue Musik allgemein wieder bekannter machen, wir als Gesichter unserer Musik, nicht nur die Film- und U-Leute…
3.) Allgemeiner Austausch über dies und das, auch Ästhetik in extra Denkrunden ausserhalb der Hochschulen, eigenen Arbeitswände und Blabla-Symposien.
4.) Nicht nur “Kreativität” als Leuchtturm, nein, die gute alte und besonders neue, lebende Musik, das dritte Rad neben Dichtern und Denkern aus Deutschland!
5.) Neue Fördermodelle, neue Strömungen erfassen, kommunizieren, verstärken, etc.
Also, kommt Alle schön dazu, all Ihr Jungen, all Ihr Alten, all Ihr Berühmten, all Ihr noch zu Entdeckenden!! Wie heißt’s: der Ton macht die Musik! Momentan regt sich das Schaf Musik über die Filzlaus Neue Musik gar nicht auf, juckt sie es im Sinne des Lachenmann-Bildes kaum. So lasst uns doch statt dem ewigen “con-sordino”, “morendo”, etc. das FFFF-Pieeeps versuchen…
Alexander Strauch