Bericht von der GEMA-Sitzung 2011 der angeschlossenen & ausserordentlichen Mitglieder


GEMA Sitzung der ausgeschlossenen & unordentlichen Mitglieder – deshalb müssen’s allein tagen!! O, verdacht und verschrieben, wer kann’s mir verdenken: angeschlossene & ausserordentliche Mitglieder

Ich war da! Ein wenig gewappnet durch die DKV-Mitgliederversammlung, mit drei Münchner Gesichtern im Pack wie Dorothea Hofmann, Eva Sindichakis und Norbert Stammberger in der Riesenhalle des Park Westin. Norbert Stammberger als Delegierter konnte mir Frischling immerhin einige Gesichter benennen. Bevor es losging, beeindruckte immerhin das Buffet, das schon halbleer gefressen war, als ich ankam. Da der DKV bis knapp 16:30 tagte, ist mir die reine Komponistenkurienrunde entgangen. Die Themen hallten noch quer über die Büffettische: ein wenig die Filmmusik vs. Werbemusik Koeffizienten-Problematik, der GEMA-Webseiten-Hack, die Delegiertenerhöhung unserer Leute für die ordentliche MV. Da war es besonders die Frage der Reisegelder, doch schnell mal bis ca. 300 Euro sind gegenwärtig noch drin, mit dem Modell der erhöhten Delegiertenzahl soll dies entfallen, sollen aber auch die Stimmen der Delegierten halbiert werden. Wenn man sah, wie es später schwer wurde Delegierte zu wählen, wie leer der Saal war, wird einem Angst und Bange, dass angesichts der dann fehlenden Reisekostenerstattung von den angeschlossenen und ausserordentlichen Mitgliedern noch weniger anreisen werden, auch wenn wir nun über 100 Delegierte stellen könnten. 

Relativ heiter, nicht masslos daneben kommentierend führte Jörg Evers als Aufsichtsratsmitglied durch die Versammlung, hatte er zuvor schon die DKV-MV geleitet. Egal was inhaltlich kommuniziert wurde, ich kann ihn mir viel besser als “Oper-für-Alle”-Moderator beim Public Fidelio-Viewing der Münchner Opernfestspiele vorstellen, als den öden Sprücheklopfer Thomas Gottschalk, den Bachler dafür ausersehen hat.
Top-Thema war hier die Wahl der nachrückenden Delegierten für die nicht bereits durch längst gewählte Stellvertreter zu ersetzenden absenten Delegierten. Wenn ich mich recht erinnere, waren durch die Komponistenkurie 5 nachzuwählen, bei den Textern und Verlegern weniger. Texter wie Verleger schafften es in einem Wahlgang, die Komponisten schafften die Mindeststimmenzahl in Teilen erst im dritten Anlauf, nach Aufhebung des Quorum der Rest im vierten Wasch-, äh Wahlgang.
Liebe Kollegen und Kolleginnen, es hätte viel schneller gehen können, wenn die mit unter zwanzig Stimmen Davongekommenen realistisch gleich nach dem ersten Wahlgang auf eine zweite Zurwahlstellung verzichtet hätten! Was war das mal wieder eine Aufgeblasenheit und Wichtigtuerei! Ihr wundert Euch, dass man Euch auch später nicht wählte?
Hey, hättet Ihr durch die Bank neben Eurem Namen und zwar allgemein schönen, da aber so blumigen Forderungen wie nach “mehr Transparenz der Abrechnung” oder quasi-Dingen wie “Filmmusik und Werbemusik müssen nett zueinander sein” auch mal sagen können, was Ihr eigentlich komponiert, dann hättet Ihr Nicht-Gewählten auch eine Chance gehabt, zögertet so den Nachwahlprozess unnötig hinaus. So gaben die Komponisten mal wieder das Kasperltheater ab, über das sich die einigeren Verleger und Textdichter nur freuen können! Und die ständig falsch geschriebenen Namen, die durch das GEMA-Personal korrigiert werden mussten: vielleicht einfach mal den eigenen Namen so schreiben, dass er nicht zum Rätsel für Musikwissenschaftler geriert?
Im Zuge der Nominierungen bei den Verlegern gab es das Unikum, dass zwei relativ unbekannte Verlage mit hyperbolischen Namen kurz vorm Duellieren standen: zwei Verlage mit dem Anfangskürzel “V.I.P”! Wie wichtig muss man sich als kleiner Verleger denn machen, solch einen Namensanfang zu führen und zudem nur in der kleinen MV-Runde sitzen zu dürfen? Wie peinlich… Aber das war schon die einzige Verlegerpeinlichkeit, denn die einigten sich sehr schnell und professionell…
Da die Wahl ewig dauerte, forderte Kollege Küppers, nicht der Münchner Kulturreferent, nein der Schreihals der Komponistenfraktion, ein Vorziehen der Aussprachen! So verlas Heker den durchaus beeindruckenden Geschäftsbericht vor der Bekanntgabe der letzten Komponistendelegierten, ging es wieder um Youtube, Reisekosten und Werbe- vs. Filmmusik. Lieber Herr Küppers! Ihre Anliegen sind meist wirklich berechtigt. Wie Sie aber dann Dr. Heker mit Dr. ehem. Guttenberg verglichen, meiomei, so richtig dummdreist und vollkommen daneben, die Komponistenfraktion in den Augen von Verlegern zum reinen Kindergartenniveau ins Knie argumentierend. Kein Wunder, wenn sich weitere Kollegen und Kolleginnen solche Peinlichkeiten per Abwesenheit ersparen wollen.
Wie wohltuend, genauso pentrierend nachfragend, Heker bockig reagieren lassend, waren da doch die Fragen des Film-Kollegen Stefan Maria Schneider in puncto Delegiertenmodellreform. Auch gut erschienen mir die Song-Kollege Benjamin Grund und Burkhard Wolters. Von der Neuen Musik blieben da nur Dorothea Hofmann und Norbert Stammberger, die ja nicht gewählt werden mussten. Norbert Stammberger ersparte mir immerhin die Wahl eines potentiellen Geschäftsmodellers, dessen Namen ich leider wieder vergass – ich habe ihn ja nicht aufgeschrieben…
Die einzige wirkliche Erheiterung war ein älterer Hobo-artiger Kollege, der ständig rein und raus ging, mir leicht beschwipst vorkam, mit Feder am Hut, ausgelatschten Sandalen, zerschlissener Hose und Jacke, wie so ein Uralthippie, der sich mal an der Seite, mal in den ersten drei Reihen direkt vor den Sitzungsleitern platzierte und auf seiner Mundharmonika Alle meine Entchen spielte sowie “Ja, jetzt zeig’s uns” sagte und lauthals loslachte, wenn Küppers mal wieder zu ausfallend wurde.
Was hat man wirklich verpasst? Am Abend gab es dann eine Preisverleihung im Parkcafe, die ich verpasste. Gegen 22 Uhr kam ich aber noch zum Zuge, kreuzte nochmals kurz die Wege von Johannes Hildebrandt, Mario Wiegand und Ralf Hoyer, lernte einen Kollegen der Popmusik kennen, der bei mir daheim direkt um die Ecke arbeitet, fanden wir Alle den Hackerangriff ziemlich doof, Youtube ebenfalls, so sehr man dessen Dienste auch selbst nutzen mag, scheint die Kulturflatrate in der GEMA-Breite sehr unbeliebt zu sein, auch wenn sie tatsächlich Ruhe schaffen könnte, keine Klickkontrollen stattfänden, die Erträge aus youtube auf Alle gleich und nicht nur zu Gunsten der Bestverdiener und zu Lasten der Neuen Musik, die ja kaum geklickt werden…
Man glaubt hier immer noch an eine Verteilungsmarge im konventionellen Sinne, die bei den konventionellen Geschäften bitte auch samt Sozialausgleich so bleiben mag!
Auf alle Fälle platzte ich dann fast, nach Kaiserschmarrn am Morgen und Schweinshaxen samt Panna cotta um 23 Uhr und all den Zwischenlebern und Unterwegswürsten – allein die Kulinarik dürfte eine Reise zur Gema immer wert sein, man kann dann ja im Quartett Alle Vögel sind schon da schmettern, wenn wieder komische Dinge zur Abstimmung anstehen und einige Kollegen die Realität und den Anstand wieder aus den Augen verlieren wie bei der Wahl und der Fragerunde.
Alexander Strauch